23.07.2020
Stadtratssitzung im Alten Stadttheater am 23. Juli 2020

Zur Stadtratssitzung im Alten Stadttheater am 23. Juli 2020

Zu den EK-Berichten vom 25. / 26. und 28. Juli 2020

 (von Jürgen Knopp)

Fast schon gewohnt stiefmütterlich wurden die -  wenn auch nur wenigen - Redebeträge der Freien Wähler von mir und auch von Martina Edl behandelt und auch nicht im Eichstätter Kurier für die Öffentlichkeit erwähnt.

Richard Nikol war wegen Erkrankung nicht anwesend

Den größten zeitlichen Rahmen nahm der Tagesordnungspunkt “Informationen über laufende Projekte des Stadtbauamtes” ein, wie Gewerbegebiet Zachenäcker II, Herzogsteg, Haifischbar, Baumaßnahmen Pfahlstraße, Kindergärten Clara-Staiger-Straße und Seidlkreuz, Bahnhof lebt und barrierefreie Stadt.

Sowohl Oberbürgermeister Josef Grienberger als auch der kommissarische Bauamtsleiter Jens Schütte zeigten sich gut vorbereitet und konnten die  vielen Anfragen aus dem Gremium gut und zufriedenstellend erläutern.

Während Arnulf Neumeyers (SPD) “lustiger”Beitrag volles Gehör fand mit einem eigenen Beitrag im EK    “Dackel mißachten 90-Grad-Winkel”  mit Bild bezüglich der Gestaltung des Bahnhofsumfeldes, wurde ein wesentlicher Beitrag von Bürgermeisterin Martina Edl ignoriert.

Unsere Bürgermeisterin hat sich im abschließenden Tagesordnungspunkt “Informationen” sehr engagiert mit klaren Worten zu Wort gemeldet.

Sie hat an den Stadtrat und OB Grienberger deutlich appeliert, dass für die Eichstätter Klinik eine Geburtsstation und die Sozialstation 7 für die Eichstätter Bürger aus Stadt und den umliegenden Ortschaften zwingend erforderliche gesundheitliche Einrichtungen sind, die  mit aller Macht und größtmöglichen Einsatz in Eichstätt gehalten werden müssen.

Martina Edl in wörtlicher Rede:

“Es wäre nicht gut, wenn künftig durch unser Eichstätter Standesamt nicht nur noch Hochzeiten und Sterbefälle beurkundet und veröffentlicht werden können, sondern auch die Geburten vieler kleiner Kinder.”

Mein Kommentar:

Es darf und kann nicht sein, dass werdende Mütter aus Schernfeld, Dollnstein, Pollenfeld und allen weiteren Ortschaften aus dem dann benachteiligten  gesamten westlichen Landkreis derart in einer gesundheitsfährdenden Art und Weise vor einer unmittelbar bevorstehenden Entbindung sich für die Krankenhäuser in Weißenburg oder Neuburg entscheiden müssen, weil in unserer Großen Kreisstadt für sie kein Platz vorgesehen ist.

Nicht nur für mich eine mehr als nur beschämende und nicht hinnehmbare Situation.

Ein aktueller Vorfall, der mir von den Betroffenen berichtet wurde:

Einer jungen werdenden Mutter aus Mörnsheim ist in der Nacht zum Sonntag gegen Mitternacht die Fruchtblase gerissen und sie hat Fruchtwasser verloren, eine nicht ungefährliche Situation.

Da sie und ihr Ehemann wussten, dass in Eichstätt nicht entbunden werden kann, sind sie nach Neuburg gefahren.

Dort wurden sie aber nicht aufgenommen, sondern an das Klinikum Ingolstadt verwiesen. Also fuhren sie in einer halben Stunde in großer Aufregung nach Ingolstadt.

Nach nur wenigen Minuten der Ankunft in Ingolstadt musste das Kind sofort per Kaiserschnitt geholt werden. Nur ein einzelner Zwischenfall? Nein!

“Ist das nicht ein unverantwortlicher Wahnsinn?”

“Gott sei Dank” sind die junge Mutter und ihr kleiner Bub (2300 Gramm) trotzdem gesund und wohlauf.

Barrierefreie Stadt Eichstätt

Als Inklusionsbeauftragter für den Stadtrat Eichstätt habe ich letzte Woche eine schwerstbehinderte Dame mit ihrer Tochter mit ihrem Rollstuhl 2 Stunden durch die Stadt begleitet.

Ich hätte als normal gesunder Mensch niemals gedacht, wie schwer man es in unserer Stadt hat, sich mit Rollstuhl, Rollator oder sogar Kinderwagen fortzubewegen.

Der Eichstätter Westenfriedhof ist aufgrund seiner viel zu tiefen Kieswege für einen Rollstuhlfahrer ohne  Begleitung nicht begehbar. Selbst der elektrisch unterstützte Rollstuhl blieb mehrmals stecken und konnte nur mit großer Kraftanstrengung wieder bewegt werden.

Es wurden in letzter Zeit seitens der Stadt immer wieder Gehwege für Barrierefreiheit ausgebessert oder Strecken verlängert, immerhin ein beachtenswerter Versuch, mehr aber auch nicht.

Dies wurde auch vom Behindertenbeirat positiv gesehen.

Allerdings hat ein externer Fachmann  mir gegenüber von  “absoluten Murks über diese Flickerlteppicharbeit”  gesprochen.

Aber das kann man ja verbessern. Richard Nikol und ich zusammen mit den Freien  Freien Wählern müssen halt immer darauf achten, dass sich das künftig bessert, wenn das auch nur in kleinen Schritten möglich sein wird.

Ich begegnete letzte Woche einer jungen Studentin aus der Nähe von Hamburg, die sich alleine mit ihrem Rollstuhl über den Domplatz Richtung Ostenstraße plagte.

Ich sprach sie und fragte nach ihrer Meinung bezüglich einem barrierefreien Eichstätt.

Lachend ironisch kam die Antwort: “Von einer barrierefreien Stadt ist Eichstätt im Vergleich zu anderen Städten  wie zum Beispiel Neuburg, Treuchtlingen  und Weißenburg Lichtjahre entfernt.

Es gab aber auch Positives zu sehen. Ich habe an der Bushaltestelle Schutzengelkirche die Stadtlinie getestet und bin mit der Rollstuhlbenutzerin und ihrer Tochter in die Linie nach Landershofen (großer Bus) und in die Linie in das Industriegebiet (kleiner Bus) eingestiegen und auch wieder ausgestiegen.

Beide Fahrer waren trotz einiger Minuten Verspätung sehr hilfsbereit, höflich, sehr freundlich und haben beim Ein- und Assteigen geholfen.

Sie haben die Klappe im Bus für eine Rampe umgeledgt und somit das Ein- und Aussteigen ermöglicht.

 

Verfasser

Adalbert Lina (Stadtrat)