Bildunterschrift für das Foto von links nach rechts: Referent Rainer Herold, Sebastian Schrott (BKB), Michael Klenz (FW Eichstätt), Martina Edl (FW Eichstätt)

18.03.2024
Vortrag über Wasserstoff stieß auf großes Interesse

Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Holbeinsaal beim Vortrag des Bildungswerk für Kommunalpolitik Bayern e.V. BKB, der von den Freien Wählern Eichstätt e.V. organisiert wurde. Das Zukunftsthema Wasserstoff und die konkreten Umsetzungsmöglichkeiten hatte Kommunalpolitiker/innen, Unternehmer/innen und interessierte Bürger/innen von nah und fern gleichermaßen angesprochen, wie die vielen Fragen und die Diskussionsbeiträge zeigten. Nach der Begrüßung durch Michael Klenz (FW) und Martina Edl (FW) überzeugte der Referent Rainer Herold von der MSR Innovations GmbH aus Kulmbach vor allem durch seine 20-jährige Erfahrung als Projektleiter im Geschäftsfeld Wasserstoff H2. Als Vorstand der Wasserstoff Initiative H2 Süd e.V. ist er auch ein kompetenter Ansprechpartner für Unternehmen, Initiativen, Politik und Forschung beim Thema grüner Wasserstoff. So bestand der Vortrag nicht nur aus Theorie, sondern war viel mehr durch praktische Beispiele und Anwendungsmöglichkeiten für die Zuhörer sehr konkret und kurzweilig. Es zeigte sich, dass in vielen Bereichen die H2 Technologie für die Markt-Reife fertig entwickelt ist. Eine Förderung seitens des Staates würde eine Markteinführung beschleunigen. So zeigten Beispiele, dass das Zusammenwirken von Photovoltaikanlage mit Wasserstofferzeugung und Wärmepumpe technisch funktioniert, so dass die Anlagen keine Fremdenergie benötigen und sie CO2 neutral arbeiten, Allerdings ohne Anschubförderung angesichts der hohen Anlagenkosten sind sie momentan noch nicht wirtschaftlich umzusetzen. Auch die Kombination von Wasserstoffanlagen mit Klär- oder Kompostieranlagen und deren bereits vorhandenen Energieproduktion hat eine große Attraktivität, um den Wirkungsgrad der Energieausschöpfung zu erhöhen und den als Nebenprodukt aus der Wasserstoffproduktion gewonnenen Sauerstoff und die Abwärme nutzen zu können. Insbesondere die Autofans erfuhren, dass Wasserstoffautomobile bereits technisch weit entwickelt sind, aber die Brennstoffzellen im Kleinwagen zu Zeit kaum rentabel fahren, während der Wasserstoffmotor im Transportsektor bei Schiffen, Flugzeugen, LkW und Bussen schon bald eine immer größere Rolle nicht nur im Vorreiterländern wie die Schweiz spielen wird. Die wasserstoffbetriebenen Heizungssysteme werden dagegen vorwiegend ein Thema für Neubau- und Sanierungsgebiete im großen Stil sein, da die Umwandlung bestehender Gasheizungen in Wasserstoffheizungen aufgrund der nötigen Umstellungen noch nicht kostengünstig zu bewerkstelligen sind. Neben den Themen wie kann Wasserstoff produziert werden und welche Möglichkeiten es zur Speicherung von H2 gibt, war ein großer Themenschwerpunkt der Transport von Wasserstoff. Außer dem Transport von Wasserstoff mittels LKW ist eine H2 Transportleitung von Österreich über Burghausen südlich an Ingolstadt vorbei bis in die Niederlande geplant. Sie ist Teil des europäisches Fernleitungsnetzes und führt teilweise durch vorhandene und teilweise durch neugebaute Gasleitungen. Auf diese Weise wäre langfristig ein schrittweiser Umstieg von Erdgas auf Wasserstoff möglich. Sicherlich wird Wasserstoff auch in Zukunft nicht der alleinige Energielieferant werden, aber dennoch eine bedeutende Rolle im Energiemix spielen. Ein Blick in die Zukunft und über Deutschland hinaus zeigte, in der USA und in Asien boomt die H2 Technologie bereits aufgrund hoher staatlicher Unterstützung. Auch im arabischen und nordafrikanischen Raum werden H2 Erzeugungsanlagen nach dem Motto gebaut: Bisher haben wir Öl nach Europa verkauft, zukünftig verkaufen wir Wasserstoff. Zusammenfassend zeigte der Vortrag, dass Wasserstoff eine entscheidende Rolle für die Energieversorgung der Zukunft spielen wird und wir in Deutschland über das technische Wissen verfügen, aber teilweise der politische Mut zur konkreten Umsetzung im breiten Stil noch fehlt.